schriftliche Anfrage VIII/ 1232 des Bezirksverordneten Karl Rößler vom 22.07.2020:

Wie das Bundesamt für Naturschutz in Bann mitteilt, seien mindestens 60 Schmetterlingsarten in Deutschland bereits ausgestorben. 494 weitere seien vom Aussterben bedroht oder unterschiedlich stark gefährdet. Weil der Mensch immer mehr Flächen bebaut und Moore etwa für die Landwirtschaft trockengelegt hat, schrumpft auch für die Schmetterlinge das Nahrungsangebot und ihr Lebensraum. Der Bestand beispielsweise des Tagpfauenauges oder des Kohlweißlings sei merklich zurückgegangen, heißt es. Allgemein ist ein dramatischer Artenrückgang zu verzeichnen. Blühpflanzen alleine bringen gar nichts für den Schmetterling, wenn die Raupen keine Futterpflanzen haben. Kommunen könnten allerdings leicht für Abhilfe sorgen, indem Wiesenflächen in deren Zuständigkeit einfach nur noch einmal pro Jahr gemäht werden.

1. Ist dem Bezirksamt bekannt, welche Schmetterlingsarten im Bezirk Treptow-Köpenick heimisch sind?

2. Welche Erkenntnisse hat das Bezirksamt über die Entwicklung der Schmetterlingspopulation in unserem Bezirk?

3. Hat das Bezirksamt bereits geeignete Maßnahmen ergriffen, um die Schmetterlingsbestände im Bezirk nachhaltig zu schützen und, wenn ja, welche?

4. Sieht das Bezirksamt Möglichkeiten, für die verschiedenen Schmetterlingsarten bezirkliche Flächen zur Verfügung zu stellen, um unter anderem für ausreichende Fraßpflanzen, wie beispielsweise Brennnesseln, Sauerampfer, Wegerich oder Klee, für die Raupen der Schmetterlinge zu sorgen?

5. Steht vonseiten des Bezirksamtes Informationsmaterial für private Gartenbesitzer zur Verfügung, in dem auf das Artensterben bei den heimischen Schmetterlingen hingewiesen und dafür geworben wird, zumindest eine Ecke im privaten Garten „verwildern“ zu lassen, um dadurch Fraßpflanzen für Schmetterlingsraupen zu schaffen?

 

Die Antwort vom Bezirksamt am 10.08.2020:

Zu 1. Die vorhandenen Bestände heimische Schmetterlingsarten sind dem Bezirk nur sehr fragmentiert, aus einzelnen, projektbezogenen Untersuchungen bekannt.

Zu2. Es liegen keine konkreten, flächendeckenden Erkenntnisse über die Entwicklung der Populationen von Schmetterlingsarten im Bezirk vor.

Zu 3. und4. Nachhaltiger Schutz für Schmetterlingsbestände, wie generell für alle Insektengruppen und grundsätzlich alle faunistischen und floristischen Elemente der Ökosysteme bedeutet quantitativer und qualitativer Lebensraumschutz. Das Bezirksamt bemüht sich seit einigen Jahren, Maßnahmen zur Förderung von Schmetterlingsarten mehr oder weniger intensiv umzusetzen, wie beispielsweise:
• naturnahe, insektenfreundliche Pflege von Offenflächen in einigen Park- und Grünanlagen (z. B. Langgraswiesen, Streifenmahd, Entwicklung artenreicher Säumen, Anlegen von Blühstreifen, Beweidung)
• Entwicklung von Streuobstwiesen, als äußerst strukturreiche Biotope
• Förderung von Trockenrasenbeständen
• Förderung von Wildnisflächen
• Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden u. a. Umweltgifte
• Verwendung gebietsheimischen Pflanzen- und Saatguts
• Reduzierung der Lichtverschmutzung

Solche Maßnahmen werden allerdings konterkariert, weil mittlerweile fast alle Brachflächen (frühere Hotspots ihrer Futterpflanzen) im Bezirk verschwunden sind und die verbleibenden Grünflächen und Gärten, so sie denn im Sinne von Biodiversität angelegt und gepflegt werden, schlicht zu wenig, zu klein, zu eutrophiert, zu strukturarm, etc. für ausreichenden Insekten-, d.h. auch Schmetterlingsschutz sind. Vor allem die auf feuchten und frischen Wiesen vorkommenden Schmetterlingsarten sind vom Rückgang ihrer Habitate stark betroffen.
Die bezirklichen Möglichkeiten entsprechenden Insektenlebensraum vorzuhalten bzw. wieder neu zu schaffen, sind sehr begrenzt.
Das Straßen- und Grünflächenamt mäht inzwischen eine Vielzahl von Wiesen naturnah, also nur 1-2mal jährlich. Darüber wurde mehrfach im Ausschuss UmNatGrün berichtet. Ziel der naturnahen Mahd ist es, mehr Nahrungsquellen insbesondere auch für Insekten zu belassen.

Zu5. Die Untere Naturschutzbehörde hat eine Liste mit bekannten, bedeutenden Nahrungspflanzen für Schmetterlinge und andere Insekten erstellt, die bei Nachfrage, interessierten Bürger zur Verfügung gestellt wird. Die Homepage des Umwelt- und Naturschutzamtes ist mit relevanten Seiten der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und des NABU’s verlinkt.

der Link zur Anfrage:

Keine Schmetterlinge ohne Raupen -und noch eine bedrohte Spezies – Karl Rößler