schriftliche Anfrage VIII/1163 des Bezirksverordneten Karl Rößler vom 05.05.2020:

Wie aus der Antwort des Bezirksamts vom 31.07.2019 auf die Schriftliche Anfrage SchA V/1110858 vom 28.06.2019 hervorgeht, wurden im Zuge der Sanierungsarbeiten an den Granittafeln außer deren Reinigung und dem Ausmalen der Vertiefungen der Buchstaben gemäß Bestand keine weiteren Arbeiten ausgeführt.

Ich frage das Bezirksamt:

1. Weshalb hat das Bezirksamt die Inschriften auf den angebrachten Granittafeln im Zuge der Sanierungsarbeiten nicht gründlich überarbeiten lassen, um bei dieser Gelegenheit die fehlerhaften Inschriften fachmännisch zu berichtigen bzw. auszubessern (siehe beigefügte Fotos)?

2. Warum hatte das Bezirksamt im Jahr 2012, das heißt 22 Jahre nach Ende der DDR Diktatur, unter einem SPD-Bürgermeister nicht dafür Sorge getragen, die vom DDR-Regime in Auftrag gegebene Inschrift auf der Tafel dahingehend ergänzen zu erlassen, dass neben den Opfern des Faschismus und der Kriege auch die Opfer des Stalinismus eine späte Erwähnung auf der Tafel fanden? Falls es notwendig gewesen wäre, hätte eine neue Granittafel mit einer Inschrift, die alle Opfer einschließt, in Auftrag gegeben und am Ehrenmal angebracht werden müssen!

3. Im Zuge einer ideologisch bedingten radikalen Änderung der bis dahin geltenden Gedenk- und Erinnerungskultur und der daraus erfolgten „sozialistischen Umgestaltung“ des
ursprünglichen Gefallenenehrenmals im Jahr 1959 wurden die Namenstafeln der im 1. Weltkrieg gefallenen Rahnsdorfer in respektloser und die Gefallenen entehrenden Weise am Gefallenenehrenmal entfernt. Ist dem Bezirksamt bekannt, ob die Originale der Namenstafeln noch irgendwo vorhanden sind oder gibt es noch eine entsprechende Namensliste der Gefallenen?

4. ln der Antwort des Bezirksamts wurden Leistungen im Umfang von 33.444,82 Euro (netto) an Einzelpositionen der ausgeführten Arbeiten aufgelistet und somit nachgewiesen.
Bekanntlich betrugen die Sanierungskosten für das Gefallenenehrenmal allerdings rund 65. 000,-Euro. Wozu wurden die restlichen 25.000,- Euro (Differenz zu den nachgewiesenen Bruttosanierungskosten von 39.799,34 Euro) im Zusammenhang mit der Sanierung des Ehrenmals verausgabt?

5. Die vom Ehrenmalausschuss bei der Grundsteinlegung am 18. September 1927 im Maue/Werk eingelassene Urkunde der Ehrenmalentstehung nebst weiteren Zeitdokumenten wurde im Zuge der Sanierung entnommen und, wie sich aus der Antwort des Bezirksamts ergibt, kein Ersatz ins Ehrenmal eingelassen und das mit der Begründung, dass „keine Veränderungen“ am Ehrenmal vorgenommen wurden. Hätte nicht wenigstens eine Kopie der beschädigten Urkunde auf feuchtigkeitsbeständigem Material wieder ins Mauerwerk des Ehrenmals eingelassen werden können, um der Nachwelt an Ort und Stelle ein Zeitzeugnis zu hinterlassen? Entspricht die Handlungsweise des Bezirksamts, nach einer Sanierung keinen Ersatz für Entnommenes im Bauwerk zu hinterlegen, der gängigen Praxis und ist dies mit geltenden Bestimmungen des Denkmalschutzes vereinbar?

 

Antwort des Bezirksamtes am 23.06.2020:

zu 1. Die Überarbeitung und Restaurierung der Inschrift erfolgte in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem damaligen Kulturamt durch einen Restaurator.

zu 2. Das Anbringen zusätzlicher Tafeln war nicht Teil des Projektes.

zu3. Der Verbleib der Namenstafeln ist nicht bekannt. Die Namen der Gefallenen gehen aus einem Artikel der Niederbarnimer Zeitung vom 21.12.1927 hervor, der im Museum als Kopie vorliegt
(siehe Anlage).

zu 4. ln der Anfrage SchA VIII/ 0858 vom 28.06.2019 wurde gefragt, welche weiteren Arbeiten neben der Erneuerung eines Teils der Kalksteine in Rahmen der Sanierung durchgeführt
wurden. Entsprechend sind nur diese, deren Kosten 33.444,82 € netto betrugen, in der Beantwortung der genannten Anfrage aufgeführt worden. Die darüber hinaus verausgabten Mittel für die Sanierung des Ehrenmals wurden für die Sanierung bzw. Erneuerung von Kalksteinen und für die erforderlichen Planungsleistungen verausgabt.

zu 5. Der Glaszylinder wurde, wie bereits mitgeteilt, entnommen. Die Dokumente wurden gesichert und dem Bezirksbürgermeister übergeben. Die Aufbewahrung erfolgt im Museum Köpenick.
Da an dem Denkmal keine Veränderungen vorgenommen wurden, bestand und besteht kein Anlass, eine Dokumentation in das Mauerwerk einzulassen. Diese Verfahrensweise wurde
mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt.

 

hier der Link zur Antwort:

Gefallenenehrenmal auf dem Schonungsberg in Rahnsdorf – weitere Fragen- Karl Rößler 1163SchAAntwort